Pfarrkirche Mariä Verkündigung

Baugeschichte:

Am 28. September 1716 erteilte das Freisinger Ordinariat die Genehmigung, die baufällige Pfarrkirche in Altenerding zu erneuern. Daraufhin wurde 1718 der alte Turm aus dem Jahre 1556 abgebrochen und schließlich im Jahre 1720 vom Erdinger Maurermeister Anton Kogler die Pfarrkirche erbaut. Am 20. August 1724 erfolgte die Weihe der Kirche durch den Freisinger Fürtsbischof Johann Franz von Ecker. Kogler fügte 1722 östlich die Sakristei an, die 1871 aufgestockt wurde.
Die Pfarrkirche wurde seit der Erbauungszeit 1852, 1876, 1904 und 1956 renoviert. Eine umfangreiche Außen- und Innenrenovierung 1981 – 87 gab der Kirche wieder ihre ursprüngliche Leuchtkraft. Der Turm wurde nach einem schweren Hagelschaden 2005 renoviert.
Mit der Innenausstattung bekam unsere Kirche das heutige festliche Kleid im Rokokostil als bildhafter Ausdruck der Glaubensfreude jener Epoche. So hatte Erzbischof Franz Josef von Stein 1904 beim Besuch gesagt, Altenerding sei die schönste Landkirche in seiner Erzdiözese.


Ausstattung:

Begonnen hat man 1767 mit dem farblich prägnanten Stuck, den wahrscheinlich Johann Anton Pader aus Dorfen geschaffen hat. Die Deckengemälde hat der Münchner Hofmaler Johann Martin Heigl geschaffen, der ein Schüler Joh. Baptist Zimmermanns war. Im Chor gestaltete er Mariä Geburt, im Langhaus die Verherrlichung Mariens im Himmel, ihre Verehrung durch Heilige und Personifikationen der 4 Erdteile:

    • In der Mitte Europa mit dem Zepter, links Asien mit der Weihrauchschale, rechts Afrika und in der Gestalt der Indianerin Amerika.
    • Der Heiligenhimmel hat folgende Mitglieder (von Nord nach Süd): Ursula, Maria Magdalena, Johannes Nepomuk, Diözesanpatron Korbinian, Viehpatron Leonhard, Willibald und Walburga , Barbara, Agatha, Katharina, Georg (Patron Pretzen), Vitus (Patron Itzling) sowie (zweite Reihe) Josef, Joachim, Mutter Anna, Maria mit Jesuskind, Johannes, Elisabet und Zacharias, Jakobus, Petrus (Patron der ehem. Pfarrkirche), Barholomäus und zuoberst Gottvater in der Engelsgloriole. Über der Orgelempore sieht man Abraham und Isaak, König David, den Hl. Michael sowie viele musizierende und singende Engel.
    • In den Zwickeln im Langhaus alttestamentliche Frauengestalten als Vorbilder für Maria (vom Südosten beginnend): Sara und Tobit (Tob 3), Jael besiegt Sisera (Ri 4,21), Delila schneidet Simson die Haare ab (Ri 16,19), Ester legt Fürbitte vor dem Königsthron für ihr Volk ein (Est 7,3), (nördlich) Königin von Saba und Salomo (1 Kön 10), Jephta und ihr Vater (Ri 11,30, Judit mit dem Haupt des Holofernes (Jdt 13), und Abigajil versöhnt David (1 Sam 25,24 ff.).
    • Im Torbogen befindet sich das Chronogramm „saLVs eX anCILLa Matre Dei“ – „Das Heil kommt von der Magd und Mutter Gottes“. Die römischen Zahlen ergeben in der richtigen Reihenfolge MDCLLLXVII (1767).
 

Innenansicht

Einrichtung:

Die festliche Ausschmückung des Innenraues konzentriert sich auf die Gestaltung der Altäre als dem Zentrum der liturgischen Feier im Kirchenjahr. Altenerding hatte das Glück, 1766 ein Dreigestirn zu haben, das in Meisterleistungen diese zauberhafte Stimmung des Rokokos hervorgebracht hat: Altäre und Kanzel stammen aus der Werkstatt des Dorfner Schreiners Mathias Fackler, der sie in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Christian Jorhan aus Landshut ausgeführt hat. Die Fassung stammt von Franz Xaver Zellner aus Erding, wobei die Marmorierung erst im Jahr 1772 erfolgte.
Das Deckengemälde wurde 1767 von dem Münchner Hofmaler Johann Martin Heigl erschaffen. So gestaltete er im Chor Mariä Geburt, im Langhaus die Verherrlichung Mariens im Himmel, ihre Verehrung durch Heilige sowie Personifikationen der Erdteile.


Hauptaltar:

Das in der eleganten Art als Fensteraltar konzipierte Hochaltarretabel Facklers steht in der langen Reihe seiner Kostbarkeiten für das Land um Erding. Der Aufbau ist mit seinen sechs übereck gestellten Säulen lebhaft über gekurvtem Grundriss gestaltet. Der schwungvolle Tabernakel, die Skulpturen von Jorhan – von den knienden Engeln mit Kreuz und mit Anker über die das apokalyptische Lamm verehrenden Englein zu den Assistenzfiguren der beiden Johannes (der Täufer und der Lieblingsjünger), des Jakobus (wird dargestellt mit Hut, Wanderstab und Wasserflasche) und des hl. Nikolaus. Das Altarblatt kam 1796 hinzu und ist ein Werk des Münchner Malers Josef Hauber mit der Darstellung der Verkündigung an Maria, das Kirchenpatrozinium, das am 25. März gefeiert wird.

apokalyptisches Lamm

Seitenaltäre:

Zeitgleich mit dem Hochaltar entstanden die zweisäuligen Seitenaltäre von denselben Meistern. Der nördliche zeigt als Vorsatzbild Notburga, die Heilige der Dienstboten, als Altarblatt das Mädchen Maria mit ihren Eltern (Joachim und Anna), die Apostelfürsten Petrus (mit Schlüssel und Kreuz) und Paulus (mit Schwert) von Jorhan und im Auszugsgemälde den Pestheiligen St. Sebastian. Gegenüber auf der Kanzelseite der Bauernheilige Wendelin, im Altarblatt der hl. Josef mit dem Jesuskind, die Assistenzskulpturen der Hll. Franziskus und Antonius von Padua und im Auszug der hl. Florian.


Choraltäre:

Um 1780 konnten zwei weitere Altäre an den Chorwänden aufgestellt werden, die auch von Fackler und Jorhan gefertigt wurden. Sie zeigen Christus am Kreuz mit der Schmerzhaften Muttergottes bzw. den hl. Johannes Nepomuk.


Kanzel:

Ein weiteres Glanzstück ist die Kanzel. Sie gehört zu den seltenen Beispielen einer Schiffskanzel. (In der näheren Umgebung: Niederding, Sittenbach bei Odelzhausen, Irrsee bei Kaufbeuren und Weißenregen bei Kötzting Europaweit sind nur ca. 60 bekannt). Christus und Petrus sind vorn im Boot, am Heck der hl. Andreas; unter dem Schalldeckel die Heiliggeisttaube, auf dem Gesims drei sitzende Englein (Glaube, Hoffnung, Liebe), zwei weitere Englein auf den Voluten (Gesetzestafel, Waage) und als Abschluss das Auge Gottes. Eigenartigerweise gelangt man hier durch eine Tür vom Kirchenraum aus auf die Kanzel.

Schiffskanzel von C. Jorhan

Orgel:

Selbst das Orgelgehäuse gehört in die einheitliche Rokokoausstattung. Von Jorhan stammen die Skulpturen des Harfespielenden David und der Portativschlagenden Cäcilia. 1993 wurde von Hans-Georg Vleugels ein neues Spielwerk mit 2 Manualen und 25 Registern eingebaut.


Orgel von Hans-Georg Vleugels

Weitere Ausstattung:

    • In der Kirche sind über 70 Putten verteilt.
    • Aus der Bauzeit der Kirche stammen noch der Taufstein (1724), das Weihwasserbecken, das Laiengestühl und die beiden Beichtstühle.
    • Vom Vorgängerbau wurde das reich gestaltete Gitter (signiert 1673 von Benno Virt) übernommen, das die ganze Langhausbreite ausfüllt. Um 1770 erhielt es einen Rocailleaufsatz mit Marienmonogramm.
    • Der Kreuzweg, den der Münchner Hofmaler Christian Wink (1738-1797) schuf, wurde erst 1903 erworben.
    • Alle Skulpturen an den Langhauswänden stammen aus dem Jahr 1912: die 12 Apostel (Petrus, Jakobus, Andreas, Johannes, Simon, Bartolomäus, Paulus, Philipus, Mathäus, Thadäus, Jakobus, Thomas) und Maria mit Jesuskind.
    • Eine Reihe von Grabsteinen ist in die Kirchenmauer eingelassen, die meisten von ihnen für Priester. Die älteste Gedenkplatte ist an der südlichen Langhauswand für Ägidius Hammerthaler (1593) aus Indorf und seine Frau Margareth.
    • Im Turm befinden sich fünf 1965 bei Rudolf Perner in Passau gegossene Glocken mit der Klangfolge C-es-g-b-c.
    • Die Monstranz wurde vom Augsburger Goldschmied Ludwig Schneider um 1725 gefertigt.